Better together – warum Alleinreisen (nicht immer) schöner ist

Mein pinker Backpack, ein paar Kleider, Zahnbürste, Kameraausrüstung, Smartphone und mein Pass reichen mir, um glücklich zu sein. Reisen? Am besten alleine – war ich bislang der Meinung… 

Reisen prägt mehr als vieles andere. Besonders, wenn man als junge Low-Budget-Backpackerin alleine durch die Welt streunt. Ich liebe das Gefühl, auf mich selbst gestellt zu sein. Auf niemanden Rücksicht nehmen zu müssen, zu tun und lassen was man will, wo man will und haufenweise Menschen aus allen Ecken der Welt kennenzulernen. Mehr über deren Herkunft, Kultur, Religion und einfach ihre Geschichten zu erfahren – für mich ist eine echte Bereicherung. Das alles funktioniert, wie ich finde, tatsächlich besser, wenn man alleine unterwegs ist. Man wird öfters angesprochen, ist (in der Regel) offener für neue Bekanntschaften und schaut alles ein bisschen mit anderen – eben den eigenen – Augen an. Klar, eine gewisse Aufgeschlossenheit, Vertrauen, Neugier und manchmal auch eine Portion Mut braucht es schon. Wenn man jedoch einmal über seinen Schatten gesprungen ist, wird man mit unzähligen unvergesslichen Momenten belohnt, die nachhaltig prägen.

Ich wage zu bezweifeln, dass ich mit einer Reisebegleitung so tiefe Einblicke in andere Kulturen bekommen und so tolle Bekanntschaften gemacht hätte. Denn hey, wer von euch hat schon mal in einer Moschee gebetet? Auf einer indonesischen Hochzeit getanzt? Oder ist drei Tage lang mit Einheimischen umhergereist, ohne genau zu wissen, wohin man eigentlich fährt und sich dabei nur mit Händen und Füssen zu verständigt? (OK zugegeben, ein paar Wörter Malaiisch habe ich gelernt. Mehr als «Bagaimana anda?» und ein Lächeln waren aber meist ohnehin nicht nötig.)

Kompromisslos = glücklich?

Vielleicht fragt ihr euch jetzt, was das alles auf einem «Pärchen-Reiseblog» zu suchen hat. Ja, ich schwelge gerne in Erinnerungen und möchte keine Sekunde davon missen. Aber nein, trauern um meine Zeit als Solo-Backpackerin tue ich nicht. Vielleicht sollte ich jedoch noch kurz ausholen: Wieso war ich denn überhaupt alleine unterwegs? Die wenigsten würden wahrscheinlich behaupten, dass ich keine Gesellschaft mag. Im Gegenteil!

Logisch, einerseits wollte auch ich die Welt sehen und war fasziniert von all den atemberaubenden Bildern und Erzählungen anderer. Andererseits aus dem simplen Grund, dass ich nach gemeinsamen Ferien oft nicht wirklich zufrieden war. Ich hatte nicht das gesehen und erlebt, was ich wollte. Natürlich hatte ich trotzdem Spass und Kompromisse sind unvermeidlich, wenn man gemeinsam unterwegs ist. Aber wie viele Kompromisse sind tolerierbar, um trotzdem auf seine Kosten zu kommen?

Bei mir waren es zu viele Kompromisse. Manche würden vielleicht sagen, ich sei schlicht egoistisch oder zu wählerisch. Vielleicht fehlte mir auch eine Begleitung, die gleich «tickt» wie ich. Ich bin keine komplizierte Reisepartnerin (kann man das überhaupt über sich selbst sagen?). Aber an eine Reise, die länger als ein Kurztrip ist, habe ich gewisse Erwartungen, die sich so gut es geht mit denen des Reisepartners decken sollten.

Weshalb es zu zweit trotzdem schöner ist

Mit Michi habe ich nicht nur meinen besten Freund und Partner gefunden, sondern auch jemanden zum Abenteuer erleben. Woher ich das weiss? Ein Jahr durch dick und dünn, viele Kurztrips – sechs in einem Jahr! – und mein Bauchgefühl sagen es mir. Das reicht für mich, um zukünftige Trips mit Vorfreude gemeinsam zu planen. Es ist nicht selbstverständlich, dass der Partner a) dieselben Ansprüche und Erwartungen hat, b), einen auch nach zig Stunden und in den unmöglichsten Situationen nicht auf den Wecker geht und c) sich auf ihn verlassen kann. Denn trotz der vielen Vorteile des Alleinreisens: Ist es nicht schön, schöne Momente mit einer Person teilen zu können? Nicht alleine in Erinnerungen zu schwelgen? Sich auf der Reise gemeinsam zu ärgern und zu lachen? Jemanden an seiner Seite zu haben, wenn es einem schlecht geht?

In Vietnam wird sich effektiv zeigen, ob wir «langzeitreisekompatibel» sind oder nicht. Das erste Mal nur mit dem Rucksack unterwegs, 432 Stunden zusammen und ohne einen wirklichen Plan zu haben, wohin wir gehen. Werden wir uns immer einig sein? Werden wir uns an den Macken des anderen nerven? Denn so sehr wir beiden Klugscheisser uns ähneln, so unterschiedlich sind wir. Kompromisse wird es auch bei uns geben müssen. Aber das wichtigste ist, dass man sie gerne eingeht, weil es trotzdem schön wird. Hauptsache, der andere – Michi – ist dabei.

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