Costa Rica – ein Land, unzählige Facetten [Teil 2]

Nicht nur unsere Reise durch Costa Rica, sondern auch der erste Teil unseres Reiseberichts ist nun schon eine ganze Weile her. Dank Corona denken wir aber immer noch sehnlichst an diese unglaublich tolle Zeit zurück, sodass die Erinnerungen kaum verblasst sind. Zeit, den zweiten Teil unserer Costa Rica-Reise niederzuschreiben – dieses Mal klischeehaft mit Palmen, Strand, Faultieren und fiesen Moskitos.

Nach unserem Aufenthalt bei der Dackelmama im hohen Norden, mussten wir uns entscheiden: Ost- oder Westküste? Schon Tage zuvor hatten wir an unserer Reiseroute gefeilt, aber Planung passt halt einfach nicht zum Pura Vida-Konzept. Denn Costa Rica hat, im Gegensatz zu den meisten anderen tropischen Ländern, weder eine merkliche Trocken- noch Regenzeit. Grund dafür ist, dass das Land sowohl an das karibische als auch das pazifische Meer grenzt. Hinzu kommt die gewaltige Bergkette, die sich vertikal durchs Inland zieht. Ist es also auf der einen Seite «schlecht» Wetter, so ist es vermutlich auf der anderen trocken und sonnig. Das Wetter in Costa Rica ist allerdings ganzjährig kaum vorhersehbar, weshalb wir spontan entscheiden mussten. Unsere Wahl fiel nach links – auf zur Pazifikküste!

Teil 2 von 3 – von Bijagua nach Puerto Jiménez

Einmal quer durch Costa Rica

Unsere erste lange Autofahrt stand bevor: von Bijagua nach Quepos, ca. in der Mitte der Pazifikküste. Die beliebte Halbinsel Peninsula haben wir ausgelassen – bewusst, obschon (oder besser gerade weil) die meisten Touristen dorthin fahren. Da wir selbstverständlich nicht zu den Massentouristen gehören, wollten wir uns nicht in diese Hochburg stürzen. 😉 

Laut Google Maps sollte die Fahrt rund vier Stunden dauern, wobei wir bis heute keine Ahnung haben, auf welcher Grundlage das berechnet ist. Denn zum einen hatten wir viel länger, zum anderen fahren die Ticos – ohne zu übertreiben – wie die Henker. Die (eigentliche) Maximalgeschwindigkeit wechselt ständig zwischen 20 und 80 km/h. Auch auf den Strassen übermannt wohl die meisten das Pura Vida Feeling, denn vom Gaspedal geht man hier nur ungern. So haben auch wir gelernt, dass man durchaus mit 100 km/h in der 20er-Zone fahren kann. Wer sich nicht dem Fahrstil anpasst, wird im Nu überholt – oder es wird ganz einfach so nah aufgefahren, bis man ebenfalls aufs Gaspedal tritt.

Rast bei verletzten Wildkatzen und ungestümen Leguanen

Unser erster Zwischenhalt war eine Auffangstation für exotische Wildtiere. Und «wer hat’s erfunden» (oder in dem Fall gegründet)? Natürlich eine Schweizerin! Sämtliche Tiere hier wurden aus schlechten Haltungsbedingungen gerettet, angefahren oder in sonst einer Art verletzt aufgefunden – teils mit massiv gesundheitlichen Schäden. Eine der Wildkatzen war beispielsweise blind und ein süsses Faultierbaby hatte nur noch einen Arm. 

Wenn man Zoos oder sonstige Tierstationen in den Ferien besichtigt, muss einem natürlich klar sein, dass die Haltungsbedingungen nicht unseren Standards entsprechen. Nichtsdestotrotz haben es die Tiere hier allemal besser, als da wo sie herkommen. Raubkatzen werden hier nämlich ebenso gerne wie Faultiere und Affen zuhause gehalten. Der Besuch war jedenfalls eine willkommene Pause und für Unterhaltung war auch gesorgt dank den paarungswilligen Schildkröten und Leguanen. 

Quepos und der berühmt berüchtigte Nationalpark Manuel Antonio

Weiter ging’s nach Quepos. Schon der Weg dorthin zeigte Costa Rica von einer ganz anderen Seite. Wir freuten uns über die warmen Temperaturen, das Meer und die prächtige Sonne, die wir sehnlichst vermisst hatten. Deswegen sind wir aber nicht dorthin gefahren. Nahe Quepos befindet sich der Nationalpark Manuel Antonio – ein Muss, wenn man in Costa Rica ist. (Neben den unzähligen anderen Nationalparks…) Der dazugehörige Strand ist wohl einer der am meist fotografierten in ganz Costa Rica. 

In Quepos angekommen, bezogen wir ein hübsches Apartment, das wir mit zwei Israelis teilten. Pro: Die Hängematte, von wo aus man die perfekte Sicht auf den Sonnenuntergang im Meer hatte (s. Bild). Contra: Wir hatten uns zu wenig informiert, denn der Nationalpark war am nächsten Tag geschlossen und wir hatten keine zweite Nacht eingeplant. Dumm gelaufen! Im Nachhinein aber halb so wild, denn wir würden in den kommenden Tagen noch oft genug durch den Urwald stapfen. Dafür gönnten wir uns ein viel zu teures Dinner in einem Nobelhotel, zu dem wir sogar in einem Golfcart hochgefahren wurden. Als der Kellner uns fragte, in welchem Hotel wir denn wohnten, wurden wir aber etwas verlegen. Unser Zimmer war zwar schön, gehörte aber doch zu den billigeren Hostels in der Region. Aber es schien, als würde er das ziemlich sympathisch finden. 

Das Open-Air-Hostel am Walfischflossenstrand

Da wir den Nationalpark nicht besuchen konnten, fuhren wir früh zu unserer nächsten Unterkunft in Uvita. Michi befürchtete schlaflose Nächte, denn unser Hostelzimmer war im Freien, mitten im Dschungel – Mückenalarm höchster Stufe! Im Nachhinein war das Ganze halb so wild – im Gegenteil sogar. Das Hostel entpuppte sich als eines der Highlights. Vom oberen Stock aus konnte man auf Liegestühlen oder Hängematten den Urwald inkl. Sonnenuntergang bestaunen oder Max, dem hauseigenen Minikrokodil, beim Rumliegen im Teich beobachten. Ein Wecker war nicht nötig, da die Affen und Vögel schon lange vor uns aktiv waren und uns lautstark weckten. 

Beim Frühstück trafen wir auf ein Schweizer Pärchen, Mitte 50, das seit mehreren Monaten in Nord- und Südamerika unterwegs war. Obschon wir die Eidgenossen in den Ferien eigentlich eher meiden (wer nicht?), war das Gespräch mit den beiden super spannend und machte Lust, gleich selber einen Minibus zu kaufen. Wer weiss, vielleicht irgendwann…

Der Strand von Playa Uvita gehört ebenfalls zu einem Nationalpark. Bekannt ist er vor allem wegen seiner Form, die aussieht wie eine riesige Walfischflosse. Bei der Ankunft im Hostel konnten wir noch nicht einchecken, weshalb wir – natürlich ohne Sonnenschutz und Hut – zum Strand fuhren. So wateten wir eine kleine Ewigkeit durch das kristallblaue Wasser und hielten Ausschau nach Walen und Delfinen, die sich hier besonders gerne tummeln sollen. Leider bekamen wir keine zu Gesicht, aber der Strandausflug blieb uns trotzdem lange in Erinnerung. Wir hatten uns nämlich gewaltig verbrannt: im Gesicht, an den Schultern, im Nacken, an den Beinen usw. Da half auch das beste Après Soleil nichts. Die nächsten Tage waren ziemlich schmerzhaft, sodass wir uns von da an brav eincremten. 

Dem Sonnenuntergang entgegen galoppieren – der Traum jedes Reiters

Mein persönliches Highlight und einer der Gründe, weshalb wir nach Uvita reisten, war ein Strandausritt. Natürlich musste auch meine GoPro mit, damit die Bilder dieses einmaligen Erlebnisses nicht so schnell wieder verblassten. Obschon wir eine grosse Gruppe waren und auch unerfahrene Reiter dabei waren, kam ich voll auf meine Kosten. Die erfahrenen Reiter wurden später von der Gruppe abgetrennt, sodass wir gemeinsam am Strand um die Wette galoppieren konnten – herrlich! Der Guide hat mir etwas später noch sein Pferd angeboten; das sei noch etwas schneller, meinte er. Er hatte recht, denn keines der anderen konnte auch nur annähernd mithalten. Ein Ritt bei Sonnenuntergang am Strand ist nicht umsonst der Traum jedes Reiters. Die Erinnerungen daran werden noch lange in meinem Gedächtnis bleiben – auch ohne GoPro. 

Der Weg ist das Ziel – der Nationalpark Corcovado 

Puerto Jiménez war ebenfalls ein Ort, der uns besonders in Erinnerung geblieben ist – positiv und negativ. Wir wollten unbedingt den Nationalpark Corcovado besichtigen, der im untersten Zipfel Südwest liegt. Die Hinfahrt ist allerdings ganz schön tricky. Variante eins: Das Auto in Sierpe stehen lassen und mit einem Boot durch die Mangroven fahren, wo man in einem kleinen Ort übernachten kann. Auf dem Landweg dorthin zu kommen, ist allerdings ein schwieriges Unterfangen – selbst für Profis. Da Michi schlechte Erfahrungen mit solchen Booten gemacht hatte (oder wie er es nennt: Kokosnussschalen) und die Unterkünfte ziemlich teuer waren, entschieden wir uns für die zweite Variante. Auf der anderen Seite der Halbinsel konnte man von Puerto Jiménez, einem kleinen Städtchen, ebenfalls in den Nationalpark Corcovado wandern. So buchten wir also dort ein kleines, etwas abgelegenes AirBnB. Die Fahrt dorthin war aber auch nicht ganz ohne (wir sind nur knapp einem schlimmen Unfall entgangen), aber unser Häuschen inkl. Miniurwald gefiel uns. Die Küche und das Bad waren im Freien, was ziemlich toll war, aber auch lästige Mücken anlockte.  

Die Besitzer des AirBnBs waren sehr herzlich. Der Mann war selbst Tourguide und zeigte uns allerlei Krabbeltiere und Frösche in unserem Miniurwald. So buchten wir gleich bei ihm eine eintägige Wandertour im Nationalpark Corcovado – quasi das Minipaket. Um wirklich ins Innere des Parks zu gelangen, müsste man zwei bis drei Tage einplanen, was uns dann doch etwas zu lange (und teuer) war. 

Zur Wanderung mussten wir früh aufstehen. Ein älteres Pärchen – wiederum Schweizer – begleitete uns, und auch hier genossen wir unerwarteterweise die Gesellschaft. Da die beiden ein 4×4-Fahrzeug dabeihatten, erklärten sie sich bereit, die Strecke bis zum Parkeingang zu fahren. Dass sie das noch bereuen würden, wussten sie zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht. Über Stock und Stein wäre masslos untertrieben. Die zweistündige Strecke legten wir im Schneckentempo zurück, und bei der Flussdurchquerung befürchteten wir das Schlimmste. Der ältere Herr tat mir leid, denn die mehrstündige Wanderung sowie derselbe Rückweg standen uns ja erst noch bevor. 

Beim Parkeingang liessen wir das Auto stehen und freuten uns, endlich aus dem Auto zu kommen. Zu früh gefreut, denn die nächste Stunde liefen wir bei praller Sonne am Strand entlang. Das konnte ja heiter werden… Der Tag insgesamt war um einiges anstrengender als gedacht, aber die Tiere machten alles wett. So sahen wir mehrere Faultiere, verschiedene Affen (und deren putzige Babies), Stinktiere, eine muntere Nasenbär-Familie sowie bunte Krebse und Eidechsen. Der Rückweg war jedoch sehr mühsam und Michi quälte anschliessend tagelang ein Ausschlag, den er sich wohl beim «Flussspaziergang» geholt hatte. Unser Fazit: Schön, dass wir so viele Tiere gesehen hatten. Für einen Tag lohnt sich der Weg jedoch kaum, zumal der Spass auch nicht billig war. So genossen wir noch ein paar Nächte im Bungalow, bevor es weiterging. Nächster Halt: die Karibikküste. Davor mussten wir jedoch einen grossen Bogen über Cartago (nahe San José) machen. Mehr dazu, erfahrt ihr bald im dritten Teil. 

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